Gartenarbeit ist auch aus medizinischer Sicht zu begrüßen: Bewegung an der frischen Luft hält Herz und Kreislauf in Schwung und stärkt das Immunsystem. Gartenliebhaber, die an einer Allergie leiden, sollten allerdings einige Regeln beachten. Das empfiehlt der Ärzteverband Deutscher Allergologen (ÄDA).

Zum Allergologen gehen:
Allergische Beschwerden gehören in die Behandlung eines allergologisch geschulten Facharztes. Er kann die Allergie eindeutig diagnostizieren, feststellen, gegen welche Substanzen, zum Beispiel gegen welche Pollen sie sich richtet und eine effektive Therapie in die Wege leiten. Pollen- und Insektengiftallergien lassen sich wirkungsvoll und ursächlich mit einer spezifischen Immuntherapie (SIT) behandeln: Dem Patienten wird die Substanz, auf die er allergisch reagiert, regelmäßig in langsam ansteigenden Dosen injiziert. Dadurch gewöhnt sich das Immunsystem wieder an die Allergieauslöser und reagiert nicht mehr mit einer krankhaften Abwehrreaktion. Die Erfolgsquoten einer SIT mit standardisierten Allergenextrakten betragen bei Pollenallergien über 80 Prozent und bei Allergien gegen Insektengift über 90 Prozent.

Geeignete Pflanzen auswählen:
Die Pollen mancher Pflanzen verursachen häufiger eine Allergie als andere. „Frühblühende Bäume wie Haselnuss, Erle und Birke gehören zu den allergieträchtigsten Bäumen überhaupt“, erklärt Professor Dr. Thomas Fuchs aus Göttingen, Vorstandsmitglied des ÄDA. „Zwar steigt der größte Teil ihrer Pollen zunächst nach oben und geht erst ein Stück entfernt nieder. Trotzdem sollten die Bäume besser nicht auf dem eignen Grundstück neu angepflanzt werden, wenn ein Familienmitglied mit Schnupfen und juckenden Augen reagiert.“ Als Alternative kommen zum Beispiel Kastanien oder Linden in Betracht, die viel seltener Ursache allergischer Erkrankungen sind. Bei vielen Baumarten reicht es schon, auf das Geschlecht zu achten. So produzieren bei Ahorn, Weide und Pappel nur die männlichen Bäume Pollen. Wichtig zu beachten: Auch Kräuter wie Beifuß und Wegerich können allergische Beschwerden verursachen. Weil sie ihre Pollen überwiegend in Bodennähe freisetzen, ist die Pollen-Konzentrationen zur Blütezeit im Sommer und Spätsommer vor Ort recht hoch. Fuchs: „Wer gegen diese Pflanzen allergisch ist, sollte sie aus seinem Garten verbannen.“

Den Rasen kurz halten:
Die Belastung durch Gräserpollen lässt sich reduzieren, wenn man den Rasen vor der Gräserblüte Anfang bis Mitte Mai mäht und dann durch regelmäßiges Mähen kurz hält. Allergiker sollten allerdings nicht selber mähen.

Wespen und Bienen nicht anlocken:
Wer auf das Gift von Wespen oder Bienen allergisch reagiert, sollte sich gut überlegen, ob er unbedingt Obstbäume in seinem Garten braucht. Bienen laben sich sehr gerne an den Blüten der Bäume, und Wespen lieben die süßen Früchte. Tummeln sich die Tiere in und unter den Bäumen, steigt das Risiko für einen Stich. Dasselbe gilt für Pflanzen mit „attraktiven“ Blüten. Bienen ernten zum Beispiel gerne Tulpen, Glockenblumen, Fingerhut, Klee, Disteln und Dahlien.

Die Haut schützen:
Man weiß inzwischen von über 300 Pflanzenarten, dass sie Allergien auslösen können. Relativ häufig kommen zum Beispiel Überempfindlichkeitsreaktionen gegen Inhaltsstoffe der Tulpenzwiebel vor. Deshalb ist in Gärtnerkreisen das Krankheitsbild der „Tulpenfinger“ gut bekannt. Auch Kontaktallergien gegen Chrysanthemen, Primeln, Astern, Löwenzahn, Narzissen und Arnika sind weit verbreitet. Auf dem Blumengroßmarkt in Hamburg leiden beispielsweise 30 Prozent der Beschäftigten an einer Kontaktallergie auf Chrysanthemen. Besonders Menschen, die zu allergischen Hauterkrankungen neigen, sollten bei der Gartenarbeit Handschuhe, langärmelige Kleidung und lange Hosen tragen. Unproblematisch für die Haut sind unter anderem Rosen und Fuchsien.

Die Pollenflugvorhersage beachten:
Frühblühende Bäume lassen bereits seit Ende Februar wieder ihre Pollen fliegen. Wer weiß, dass er gegen Pollen allergisch ist, sollte vor dem Gärtnern die Pollenflugvorhersage hören oder abrufen und die Arbeit gegebenenfalls auf einen anderen Tag verschieben. Eine Pollenflugvorhersage im Internet findet sich zum Beispiel unter www.pollenstiftung.de.

2006 wird ein „fettes“ Jahr für Baumpollen
Das Allergie-Dokumentations- und Informationszentrum in Bad Lippspringe (ADIZ) geht davon aus, dass Bäume in diesem Jahr besonders viele Pollen produzieren werden. „Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass viele Bäume alle zwei Jahre vermehrt Pollen produzieren. 2005 war eher ein schwaches Baumpollenjahr, deshalb erwarten wir dieses Jahr einen starken Baumpollenflug. Landwirte würden sagen, es wird ein fettes Jahr für Baumpollen“, so Dr. Horst Müsken vom ADIZ, Mitglied im Ärzteverband Deutscher Allergologen (ÄDA). „Insbesondere Birken- und Erlenpollenallergiker müssen sich dieses Jahr auf verstärkte Beschwerden einstellen. Sie sollten deshalb rechtzeitig beginnen, ihre antiallergischen Medikamente einzunehmen.“ Für Birkenpollenallergiker kann das allerdings schwierig sein. Müsken: „Birken setzen ihre Pollen explosionsartig frei. Es gibt keine Übergangsphase mit milden Beschwerden, keine Vorwarnung, sondern die allergischen Beschwerden treten plötzlich, von einem Tag zum anderen, auf. Deshalb sollten die Betroffenen besonders aufmerksam die Pollenflugvorhersage beachten.“