Situation einstellen. Denn nicht nur Sportler sind in der schönen Jahreszeit unterwegs, sondern auch allergieauslösende Pollen. Das Training im Freien endet für allergiekranke Menschen häufig mit Schnupfen, Augenjucken, Husten oder sogar Atemnot. Nahezu jeder vierte Outdoorsportler kann davon betroffen sein: Bei bis zu 24 Prozent der Erwachsenen ist von einem Arzt schon einmal Heuschnupfen und bei bis zu vier Prozent Asthma festgestellt worden.1

Sportler atmen aufgrund der körperlichen Belastung tiefer und häufiger ein. Sie sind der Pollenbelastung dadurch besonders stark ausgesetzt. Da die Pollen allergieauslösender Pflanzen nur ein- bis sechs hundertstel Millimeter groß sind, gelangen sie beim Einatmen nicht nur in die Nase, sondern bis in die Bronchien. Die allergieauslösenden Substanzen aus den Pollen werden sogar bis in noch tiefere Lungenabschnitte transportiert. Schon 20 Pollen pro Kubikmeter Luft können bei Pollenallergikern Beschwerden verursachen. Zum Vergleich: Eine Blütendolde weitverbreiteter Gräser setzt zwei bis fünf Millionen Pollen frei. Ein einzelnes Birkenkätzchen lässt sogar über fünf Millionen Pollenkörner fliegen!2

Wichtig: Behandlung beim Allergie-Spezialisten
Professor Thomas Fuchs, Präsident des Ärztever-bandes Deutscher Allergologen (ÄDA): „Pollenallergiker sollten frühzeitig einen auf Allergien spezialisierten Arzt aufzusuchen, damit die auslösenden Allergene genau festgestellt und eine wirksame Therapie begonnen werden kann.“ Gegen Heuschnupfen-Beschwerden helfen Antihistaminika – Medikamente, die einen wichtigen Botenstoff der allergischen Reaktion im Körpers hemmen. „Rezeptfreie Antihistaminika werden von den Krankenkassen nach dem Gesundheitsmodernisierungsgesetz bis auf bestimmte Ausnahmefälle nicht mehr bezahlt. Allergiekranke sollten aber nicht einfach in der Apotheke irgendwelche Mittel kaufen, sondern sich an die Empfehlung ihres Arztes halten“, erläutert Fuchs.

Wer langfristig unbeschwert durch die Natur joggen möchte, sollte mit dem Facharzt auch über eine spezifische Immuntherapie („Allergie-Impfung“) reden. Bei dieser Behandlung erhalten die Patienten regelmäßig Injektionen oder Tropfen mit Allergen-Präparaten. Dadurch wird das Immunsystem an die Allergieauslöser gewöhnt, bis der Körper weitgehend unempfindlich ist. Mit standardisierten Allergen-Präparaten werden heute Erfolgsquoten bis zu 90 Prozent erreicht. Fuchs: „Die spezifische Immuntherapie ist die einzige ursächliche Behandlung einer Pollenallergie. Sie kann bei Heuschnupfen außerdem verhindern, dass sich zusätzlich Asthma entwickelt oder dass es zu neuen Sensibilisierungen gegen weitere Allergene kommt.“

Moderates Training tut Allergie- und Asthmakranken gut
Wenn Pollenallergiker sich fachärztlich behandeln lassen, müssen sie die Sportschuhe also nicht an den Nagel hängen. Im Gegenteil: Sogar Asthmakranke profitieren von regelmäßiger sportlicher Aktivität. Bei leichtem Training verbessert sich die Durchblutung, und Sekrete der Atemwege können besser abgehustet werden. Der Körper nimmt mehr Sauerstoff auf, und Anfälle von Luftnot bei Belastung und akute Verschlechterungen kommen seltener vor. Außerdem wird die Immunabwehr gestärkt und die Gefahr für Virusinfektionen gesenkt. Wichtig ist es aber, die vom Arzt verordneten antiallergischen Medikamente vorbeugend und regelmäßig einzunehmen. Asthmakranke sollten immer ihr Notfallspray dabei haben.

Der Allergologe und Sportmediziner Professor Carl-Peter Bauer von der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAI) rät, sich bei starkem Pollenflug nur mäßig zu belasten und bei der Auswahl der Sportaktivitäten Rücksicht auf die Pollenallergie zu nehmen: „Es kann besser sein, in einer Halle zu trainieren, als beispielsweise lange Radtouren durch blühende Getreidefelder zu unternehmen. Kinder mit Heuschnupfen dürfen jedoch nicht zu sehr in ihren Aktivitäten eingeschränkt oder gar von ihren spielenden Freunden isoliert werden. Die Eltern sollten aber Alternativen zum Toben in der Blumenwiese anbieten, beispielsweise Schwimmen gehen.“ Wenn bei Anstrengung Beschwerden wie Husten oder Atemnot auftreten, muss ein Facharzt aufgesucht werden, da es sich hierbei um Zeichen für ein beginnendes Asthma bronchiale handeln könnte.

Nur Hochleistungssportler haben ein erhöhtes Risiko für Asthma
Trotz der vermehrt eingeatmeten Allergieauslöser haben Freizeitsportler kein erhöhtes Asthmarisiko. Das zeigte eine französische Studie der Arbeitsgruppe von Professor Christian Prefaut aus Montpellier, in der 95 Ausdauersportler untersucht worden waren, die bis zu zehn Stunden in der Woche trainierten.3 Hochleistungssportler, vor allem solche, die in Ausdauersportarten aktiv sind, erkranken dagegen leicht an Asthma. Dr. Bruno Knöpfli von der Alpinen Kinderklinik in Davos und seine Arbeitsgruppe beobachtete das Schweizerische Triathlon-Nationalteam über einen Zeitraum von drei Jahren. Bei 27 von 34 Sportlern bestanden bereits zu Beginn der Studie Zeichen von Asthma; nur sieben Leistungssportler hatten kein Asthma. Alarmierend war, dass sich auch die Lungenfunktion dieser Triathleten während des Studienzeitraumes verschlechterte. „Anhand unserer Daten können wir vorhersagen, dass sich bei Hochleistungssportlern nach etwas mehr als vier Jahren Asthma entwickelt. Sie bekommen damit sehr viel schneller Asthma als andere Personen“, berichtete Knöpfli.4 Die Ursache für das Asthmarisiko bei Leistungssportlern in Ausdauersportarten ist neben der erhöhten Allergenbelastung das verstärkte Einatmen kalter Luft durch den Mund.

Quellen:
1. Weißbuch Allergie in Deutschland. Ring J, Fuchs T, Schultze-Werninghaus G (Hrsg.), München: Urban & Vogel; 2. Auflage, 2003

2. Huss-Marp, J: Untersuchung zur Bedeutung der rela-tiven Luftfeuchte für die Allergenfreisetzung aus Pollen. Dissertation, eingereicht am 14.06.2000 bei der Technischen Universität München, angenommen durch die Fakultät für Medizin am 8.11.2000

3. Kippelen, P., Caillaud, C., Coste, O., Godard, P., Prefaut, C.: Asthma and exercice-induced broncho-constriction in amateur endurance-trained athletes. Int J Sports Med 2004; 25(2):130-132

4. Knöpfli BH, Zeitoun M, Keller H: Swiss Medical Weekly 2004; 134(Suppl 139):S11-P19-20