was Klimaerwärmung bedeutet. Und in welchem der letzten Jahre überlebte der Schneemann länger als ein paar Tage? Dass es wärmer wird, lässt sich gut belegen. Meteorologe Karsten Brandt vom Online-Wetterdienst www.donnerwetter.de: „Seit der Saison 1988/1989 registrieren die Messstationen gehäuft sehr milde Winter mit Durchschnittstemperaturen von zwei bis vier Grad über den üblichen Werten. Gab es in München in den 50er Jahren noch an etwa 80 Tagen im Winter Schnee und in Berlin an 60, so sind es im neuen Jahrtausend nur noch 30 beziehungswei-se 20 Tage.“

Für viele Allergiker verlängert sich dadurch die Leidenszeit. Denn in milden Wintern beginnen Bäume wie Haselnuss, Erle und Birke eher zu blühen. In den letzten Jahren – mit Ausnahme des kalten Winters 02/03 – ließen Hasel und Erle ihre Pollen bereits ab Ende Januar fliegen. Vor 20 Jahren lag der Beginn der Blüte etwa 20 Tage später. Menschen, die auf Baumpollen allergisch reagieren, haben deshalb oft schon im Winter eine verstopfte Nase und juckende Augen. Internetnutzer können die Pollenflugvorhersage unter www.wetter.com, dem gemeinsamen Service der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst und des Deutschen Wetterdienstes, oder unter www.donnerwetter.de/pollen abrufen.

Ausrechnen, wann die Allergie beginnt

Professor Dr. Siegfried Jäger von der HNO-KLinik der Universität Wien hat die Daten des Europäischen Pollenflugnetzwerkes EAN von 1974 bis 2001 ausgewertet. Er weiß genau, wann die Bäume ihre Frühlingsgefühle bekommen: „Frühblüher wie Hasel und Erle beginnen mit der Blüte, wenn die Summe der Tageshöchsttemperaturen ab dem ersten Dezember 300 überschreitet.“ Allergiekranke müssen im Winter jedoch nicht jeden Tag die Höchsttemperaturen addieren, damit sie wissen, wann die Pollen fliegen. „Ein Service im Internet erspart den Heuschnupfen-Patienten das Zusammenzählen. Unter www.polleninfo.org, der europäischen Pollenflugvorhersage, wird nach Auswahl des entsprechenden Landes ein Countdown für den Beginn der Pollensaison angezeigt. Für Deutschland sind die Daten von der österreichischen Grenze bis Stuttgart verfügbar“, berichtet Jäger.

Pollenallergiker sollten rechtzeitig einen auf die Behandlung von Allergien spezialisierten Facharzt aufsuchen und sich kompetent beraten und behandeln lassen. Professor Dr. Gerhard Schultze-Werninghaus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAI): „Allergien lassen sich in den Griff bekommen. Medikamente wie Antihistaminika oder kortisonhaltige Nasensprays lindern die Beschwerden. Eine spezifische Immuntherapie, bei der die allergieauslösende Substanz in gelöster Form regelmäßig über einen längeren Zeitraum unter die Haut gespritzt wird, kann die Pollenallergie sogar heilen. Durch diese Behandlung lernt das Immunsystem, die Allergieauslöser wieder zu tolerieren.“ Sehr wirkungsvoll ist die spezifische Immuntherapie, wenn sie mit standardisierten Allergenextrakten erfolgt.

Stadtbewohner leiden mehr

Besonders hart vom früheren und stärkeren Pollenflug sind offensichtlich Allergiker in der Stadt betroffen. Darauf deutet eine neuere amerikanische Untersuchung hin. Dr. Lewis H. Ziska vom Agricultural Research Service in Baltimore stellte fest, dass Ragweed (Traubenkraut), gegen dessen Pollen in den USA sehr viele Menschen allergisch sind und das sich auch in Europa immer weiter ausbreitet, in der Stadt früher blüht, mehr Pollen produziert und üppiger gedeiht als auf dem Land. Als Ursache nennt Ziska die um knapp zwei Grad wärmeren Durchschnittstemperaturen und die höheren Kohlendioxid-Konzentrationen in Städten. Der Wissenschaftler sieht städtische Regionen als Modell für den globalen Klimawandel. Denn dabei sind ebenfalls der Anstieg von Temperatur und Kohlendioxid-Gehalt der Luft die entscheidenden Komponenten.

Schadstoffe beeinflussen Allergien negativ

Die Erderwärmung mit ihren Auswirkungen auf den Pollenflug ist aber nur ein umweltbedingter Faktor, der Allergikern zu schaffen macht. Auch Schadstoffe in der Luft scheinen allergische Erkrankungen negativ zu beeinflussen. Professor Dr. Heidrun Behrendt vom Zentrum Allergie und Umwelt der Technischen Universität München sagt: „Vieles spricht dafür, dass Kraftfahrzeug-Abgase die Entstehung von Allergien fördern und allergische Beschwerden verstärken können. Besonders Dieselrußpartikel sind gefährlich. Asthmakranke Kinder bekommen viel öfter Anfälle von Atemnot, wenn die Konzentration der feinen Staubpartikel aus dem Dieselruß in der Luft hoch ist. Weil die Dieselrußteilchen sehr klein sind, gelangen sie bis in die feinsten Verästelungen der Lunge. Sie können an Pollen angelagert sein und mit diesen eingeatmet wer-den. Wir konnten zeigen, dass Pollen in Gebieten mit hoher Luftverschmutzung stark mit Schadstoffen belastet und in ihren allergieauslösenden Eigenschaften verändert sein können.“