Jahr viel besser sein. Leider gelangen viele Allergiekranke häufig erst nach einer langjährigen Odysee zum Facharzt und erhalten eine langfristig wirksame Therapie. Diese Unterversorgung von Allergiepatienten hat das Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) in Berlin jetzt in einer großen Studie zur Ver-sorgung allergiekranker Menschen (VAM-Studie) belegt. Im Rahmen der Studie wurden 6.791 Patienten befragt. Sie erhielten bei einem auf Allergologie spezialisierten Facharzt erstmals eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) gegen ihre Allergie auf Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilze oder Tierhaare.
Effektive Therapie ein Privileg informierter Patienten?
Etwa jeder dritte Teilnehmer der Studie hatte wegen Heuschnupfen oder allergischem Asthma bereits einen oder sogar mehrere andere Ärzte aufgesucht und war dort mit Medikamenten behandelt worden. 74 Prozent von ihnen fanden diese Vorbehandlung aber unwirksam oder nur wenig wirksam. Der Studienleiter Hans-Dieter Nolting von IGES stellt dazu fest: „Manche Allergiker wurden bereits seit zehn Jahren mit zum Teil sehr geringem Erfolg behandelt. Erst nach dem Beginn einer spezifischen Immuntherapie spürten die meisten Patienten eine deutliche Besserung ihrer Beschwerden.“ Es überrascht nicht, dass mehr als 80 Prozent der Studienteilnehmer der Meinung waren, sie hätten viel eher mit der Immuntherapie anfangen sollen. Über 90 Prozent würden diese Therapie jederzeit anderen Patienten empfehlen. Nur wenige Allergiekranke wurden von dem Arzt, der die Allergie anfänglich behandelte, zu einem Allergie-Spezialisten überwiesen. Die Meisten gingen auf eigene Initiative zum Allergologen, weil die Vorbehandlung keinen Erfolg hatte. „Bei den Patienten, die letztendlich die Konsequenzen aus einer unzureichenden Behandlung ziehen, handelt es sich offensichtlich um besonders informierte Personen“, so Nolting. Die Unterversorgung von Allergiekranken betrifft in Deutschland augenscheinlich vor allem wenig informierte Patienten, die die Behandlung ihrer Erkrankung nicht aktiv mitbestimmen.
Nach dem Pollenflug ist vor dem Pollenflug
Eine spezifische Immuntherapie wird häufig zu spät oder gar nicht in Betracht gezogen – vor allem dann, wenn der behandelnde Arzt selbst diese Behandlung nicht durchführt. Eine unzureichende Therapie birgt aber die Gefahr, dass sich die Allergie verschlimmert oder ausweitet. Dann kann beispielsweise zu einem Heuschnupfen noch allergisches Asthma hinzukommen. „Nach dem Pollenflug ist vor dem Pollenflug,“ betont Professor Thomas Fuchs, Präsident des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (ÄDA). Er empfiehlt Allergiekranken, die aufgrund einer Pollenallergie im letzten Frühling und Sommer Heuschnupfen oder allergisches Asthma hatten, jetzt im Herbst einen Allergologen aufzusuchen. „Die pollenfreie Zeit ist am besten geeignet, um mit einer spezifischen Immuntherapie zu beginnen. Eine Besserung der Symptome ist bereits im ersten Jahr nach Therapiebeginn zu erwarten. Heuschnupfenkranke könnten also schon den nächsten Frühling unbeschwerter erleben.“
Fachärztliche Diagnostik ist entscheidend für den Therapieerfolg
Die spezifische Immuntherapie setzt als einzige Therapie an den Ursachen von allergischem Schnupfen oder allergischem Asthma an: Durch Injektionen kleiner Mengen des Allergens wird das Immunsystem der Patienten an die Allergie auslösende Substanz gewöhnt. Allergiekranke reagieren dann unempfindlicher auf die Allergieauslöser, haben weniger Symptome und brauchen nicht mehr so viele Medikamente. Außerdem wird das Risiko für Neusensibilisierungen gesenkt. Die Erfolgsraten liegen bei über 90 Prozent. Die Behandlung wirkt besonders gut, wenn sie in einem frühen Krankheitsstadium begonnen wird. Allerdings müssen die für die Beschwerden verantwortlichen Allergieauslöser eindeutig feststehen. „Voraussetzung für den Behandlungserfolg ist eine sorgfältige, fachärztliche Diagnostik“, so Fuchs.